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Fächerblick Bahnlärm

 

Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Bürgervereine:

Der Fächerblick

08.03.2009

Eisenbahn-Lärm

Liebe Bürgerinnen und Bürger in Karlsruhe,

vor allem die Bürgerinnen und Bürger in Beiertheim, Bulach und in Weiherfeld-Dammerstock wissen es längst: sie sind lärmgeplagt. Allein durch die Lärmart Schienenverkehr durch die Deutsche Bahn sind es fast 5000 Menschen in Karlsruhe, die in einem Gebiet mit einer nächtlichen Belastung von über 60 Dezibel, dem sogenannten Schwellen- oder Auslösewert, leben. Durch die Lärmart Straßenverkehr sind 4000 Karlsruher durch Lärm oberhalb dieses nächtlichen Auslösewertes betroffen, durch den Schienenverkehr (Straßenbahn) sind es 4400. Natürlich kann man die Zahl der Betroffenen nicht einfach aufaddieren, denn einige Bürgerinnen und Bürger werden gleichzeitig durch mehrere der Lärmarten Straßenverkehr, Schienenverkehr (Straßenbahnen) und Schienenverkehr (DB) oberhalb des Auslösewerts belastet.

Der momentane Schwellen- oder Auslösewert von 60 Dezibel, genau heißt es 60 dB(A), für die Nacht ist der vom Umweltministerium Baden-Württemberg zur Zeit angegebene Lärmpegel, der zu Lärmminderungsmaßnahmen führen soll.

Nächstes Ziel der Lärmminderungsplanung ist, diesen relativ hohen Schwellen- bzw. Auslösewert um 5 Dezibel abzusenken, also nachts auf 55 Dezibel. Dann würden in Karlsruhe noch wesentlich mehr Lärmgeplagte als betroffen erfasst werden. Durch Lärm des Straßenverkehrs gibt es 15000, des Schienenverkehrs (Straßenbahn) 6200 und des Schienenverkehrs (DB) 13500 Karlsruher, die nachts einen höheren Lärmpegel ertragen als der zukünftige Auslösewert von 55 Dezibel (Lärmindex LN für die Nacht von 22 Uhr bis 6 Uhr).

Einheitliche Berechnungen statt Messungen

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Lärmkarte Karlsruhe (Lärmart Schienenverkehr (DB), Zeitbereich nachts)
Die Lärmkarten werden nach einer europäischen Vorgabe durch Simulation errechnet und aufgrund von fest vorgeschriebenen Berechnungsverfahren erstellt. Statt der Berechnungen richtige Messungen in der gesamten Stadt und zu allen Tag- und Nachtzeiten durchzuführen wäre wegen des Riesenaufwands nicht möglich. Die Berechnungsmethodik ist aber gut erprobt und scheint zuverlässig zu sein. Den Berechnungen liegen zu Grunde ein digitales Geländemodell, Gebäudedaten und Einwohnerdaten zum einen und das Straßennetz, die Verkehrsstärken, die Lärmschutzwände und –wälle und die bestehenden Geschwindigkeitsbegrenzungen.

Zur Beschreibung der Schallbelastung wurde die Kenngrößen LNight (Nacht-Lärmindex) definiert. Ferner gibt es eine kompliziertere Kenngröße LDEN (Tag-Abend-Nacht-Lärmindex). Bei LDEN handelt es sich um einen Dauerschallpegel, der einen Indikator für die ganztägige Belästigung darstellt. Dabei werden die Tagstunden (6 bis 18 Uhr) ohne Aufschlag, die Abendstunden (18 bis 22 Uhr) mit einem Aufschlag von 5 Dezibel und die Nachtstunden (22 bis 6 Uhr) mit einem Aufschlag von 10 Dezibel berücksichtigt. Der Schwellwert für LDEN liegt zurzeit bei 70 Dezibel und soll zukünftig auf 65 dB(A) gesenkt werden.

Die Lärmkarten für die Ballungsräume Karlsruhe sowie Stuttgart und Mannheim (Städte mit mehr als 250.000 Einwohnern) wurden von den Städten in eigener Zuständigkeit erstellt.

Die Ausarbeitung der Lärmkarten war dabei getrennt für jede Lärmart (Straßenlärm, Schienenlärm, Fluglärm, Industrie- und Gewerbelärm einschließlich Hafenlärm) auf der Grundlage der Lärmindizes LDEN und LNight zu erfolgen. Die Stadt Karlsruhe hat vor 1 ½ Jahren die ihr übertragene Aufgabe pünktlich abgeschlossen und ist schon längst in Vorbereitungen für die Minderung des Lärms vor allem an Lärmbrennpunkten, das sind Gebiete, in denen Schwellenwerte überschritten und gleichzeitig viele Menschen betroffen sind.

Endlich da: Lärmkartierung Schienenverkehr (DB)

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Beiertheim, Bulach und Weiherfeld sind auch nachts enormen Lärmimmissionen der DB ausgesetzt. Datengrundlage: © Eisenbahn-Bundesamt 2008

Haupteisenbahnstrecken – auch innerhalb der Ballungsräume – werden nicht von der Stadt, sondern vom Eisenbahnbundesamt (EBA) kartiert. Seit kurzem gibt es endlich auch hier Ergebnisse, eine im Internet (unter http://laermkartierung.eisenbahn-bundesamt.de/) veröffentlichte Kartierung für Karlsruhe. Leider ist die Kartierung noch nicht auswertbar; das Stadtplanungsamt erwartet eine auswertbare Form Mitte April dieses Jahres.

Die Stadtteile Beiertheim-Bulach und Weiherfeld-Dammerstock, schon belastet durch den Autoverkehr auf der Südtangente und die Landesstraße 605, sind auch durch den Eisenbahnlärm besonders betroffen. Für seine Mitbürger erklärte der Vorsitzende des Bürgervereins Weiherfeld-Dammerstock, Prof. Dr. Lothar Werner,  in seinem Stadtteil habe man neben dem Lärm und dem Feinstaub noch mit dem Eisenbahnverkehr zu kämpfen, der nachts Immissionen von bis zu 70 Dezibel bringe. „Nach meinen Erkenntnissen müssen ab 60 dB(A) Lärmschutzmaßnahmen ergriffen werden“, forderte Werner die Stadtverantwortlichen auch hier zu schnellem Handeln auf.

Unnötiger Lärm von den Hochgleisen

Um Geld zu sparen, heißt es, lässt die DB die Güterzüge am Wochenende über die Hochgleise fahren. Da bleibt die Lärmschutzwand für die unteren Gleise des Güterverkehrs entlang der Donaustraße wirkungslos. Auch in Bulach und der Hardecksiedlung beklagen sich schon lange die Anwohner über die Lärmentwicklung durch den Schienenverkehr auf den Hochgleisen, der gegenüber früher erheblich zugenommen hat. So sollen in früheren Jahren lediglich vereinzelte Personenzüge die Strecke befahren haben, wogegen heute, neben der Erhöhung der Personenzüge auch Güterverkehr mitten durch die Wohngebiete geleitet werden.

Die Kartierung des Eisenbahnlärms ist hoffentlich der erste Schritt zu einer baldigen Verbesserung, nämlich zu Lärmminderungsmaßnahmen durch den Verursacher.

 

Ihr Prof. Dr. Wolfgang Fritz

AKB-Vorsitzender